Warum höre ich, wenn Menschen über Liebe sprechen, fast immer etwas über Bedingungen? Liebe scheint heute eingekreist zu sein von Red Flags, No-Gos und Regelwerken. Wer es überhaupt bis dorthin schafft, darf sich dann darin beweisen, wie lange er es aushält, sich selbst in eine Form zu pressen, die den Alltag mit einem anderen Menschen irgendwie aushält. Und wenn das gelingt, krönt man diese Angepasstheit oft mit einem Versprechen vor Gott. (...)
Verzeiht die Wortwahl – aber ganz ehrlich: Das ist doch absurd.
Kommen wir zur entscheidenden Frage: Wie groß ist der Anteil von Markt und Industrie an diesem verzerrten Bild von Liebe? Der Begriff „Liebe“ taucht allzu oft genau dann auf, wenn eigentlich emotionale Abhängigkeit gemeint ist. Schon in der Kindheit werden wir mit Bildern überflutet: wie Liebe auszusehen hat, was man schenken soll, was man darf – und was nicht.
Und was kommt am Ende bei den meisten Menschen dabei heraus? Das Gegenteil von Freiheit: Zwang.
Für mich ist Liebe etwas anderes. Liebe ist, wenn mein Partner geht – und ich ihn gehen lasse. Sie ist nicht laut, nicht rot, nicht aggressiv, nicht schmerzhaft. Für all das gibt es andere, treffendere Wörter.
Aber Liebe kann das Tablett sein, auf dem sich Tragödien und Komödien inszenieren – wenn wir es zulassen. Am Ende aber geht es um nur eines: Wahre Liebe beginnt dort, wo Abhängigkeit endet. Wo ich niemanden mehr „brauche“, sondern in mir selbst Frieden gefunden habe. Liebe ist, wenn ich zu mir selbst stehe – ohne mich für jemand anderen aufzuopfern. Dann muss ich vor Gott auch kein Versprechen abgeben.
Wer sich jetzt fragt: Was ist Liebe dann eigentlich? Dem widme ich gern meinen nächsten Artikel.